Gestaltung einer Lernzeitstunde

Hinweise zur Nutzung dieses Leitfadens:

Alle Lehrerinnen und Lehrer werden gebeten, diesen Leitfaden vollständig zur Kenntnis zu nehmen und sich möglichst eng an diesen zu halten. Nur auf diese Weise können die Lernzeiten sowohl von den Fachlehrerinnen und Fachlehrern als auch in Vertretungsstunden nach dem vorgegebenen und einheitlichen Schema umgesetzt werden.

  1. Was versteht man unter „Lernzeiten“?

Durch den Wechsel des AHGs von einer Halbtagsschule zur gebundenen Ganztagsschule haben sich zahlreiche Veränderungen in der Struktur des Schulalltages ergeben. So verfügt das AHG als Ganztagsschule im Gegensatz zu einer Halbtagsschule über mehr Zeit für erweiterte Lernzeiten, Schulaufgaben sowie individuelle Förderung. Die Hausaufgaben werden nun in die Schule verlagert, so dass die Eltern und Kinder entlastet werden. Gleichzeitig schafft die Bearbeitung von Aufgaben im Verlaufe des Schultages eine größere Chancengleichheit, weil die Schülerinnen und Schüler unabhängig von der Hilfe der Eltern lernen können.[1]

Im AHG werden Hausaufgaben somit in das Gesamtkonzept des Ganztags integriert, sodass es möglichst keine Aufgaben mehr gibt, die zu Hause erledigt werden müssen.[2] Angelehnt an den Unterricht in den Hauptfächern in der 5. Klasse (Deutsch, Mathematik und Englisch) und zusätzlich an die zweite Fremdsprache in der 6. Klasse (Latein und Französisch) sind im Stundenplan 45 Minuten Lernzeit pro Woche und pro Fach fest im Stundenplan verankert. In diesen Lernzeiten lernen die Schülerinnen und Schüler neben den durch die Fachschaften festgelegten Inhalten auch, sich selbst zu organisieren, ihren Lernfortschritt zu evaluieren, Probleme zu erkennen und zu lösen. Die Lernzeitstunden verfolgen das Ziel, dass sich die Schülerinnen und Schüler begleitet von den jeweiligen Fachlehrerinnen und Fachlehrern zu selbstverantwortlichen Lernern entwickeln. Insofern werden in den Lernzeitstunden die Fachlehrer eingesetzt, die den Schülerinnen und Schülern fachlich angebundene Aufgaben zur Verfügung stellen.

[1] Vgl. Institut für soziale Arbeit e.V. (Hrsg.): Qualitätsentwicklung in Ganztagsschulen der Sekundarstufe I. Münster 2015. S. 5.

[2] Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung (Hrsg.): Runderlass vom 23.12.2010. Gebundene und offene Ganztagsschulen sowie außerunterrichtliche Ganztags- und Betreuungsangebote in Primarbereich und Sekundarstufe I. Frechen 2010.


  1. Welche Rolle übernehmen die Lehrerinnen und Lehrer in den Lernzeiten?

Auch wenn die Lernzeiten die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zu eigenständigen, selbstorganisierten Lernern als Ziel verfolgen, sind Lehrerinnen und Lehrer, die die Schülerinnen und Schülern in dieser Entwicklung begleiten, unentbehrlich: Sie geben Aufgaben zur Bearbeitung vor, differenzieren grundsätzliche und darüber hinausgehende Aufgaben (Basisaufgaben und Sprinteraufgaben) und strukturieren damit die Lernprozesse. Weiterhin verknüpfen sie die zu bearbeitenden Aufgaben mit den vorausgegangenen Unterrichtsinhalten und machen den Schülerinnen und Schülern im Sinne eines intelligenten Übens die Relevanz der Bearbeitung der Aufgaben deutlich. Letztlich stellen die Lehrerinnen und Lehrer den Schülerinnen und Schülern für alle vorgegebenen Aufgaben Wege zur Ergebnissicherung bereit, sodass die Schülerinnen und Schüler im Sinne des eigenverantwortlichen Lernens ihren Lernfortschritt überprüfen.

Da die Schülerinnen und Schüler in den Lernzeitstunden sukzessive mehr Verantwortung für ihren Lernerfolg übernehmen, ist die Rolle der Lehrerinnen und Lehrer nicht mit der aus dem Fachunterricht vergleichbar. Sie werden im Gegensatz zum Fachunterricht dazu angeleitet, die Fragen der Schülerinnen und Schüler in der Regel nicht sofort zu beantworten. Stattdessen sollen sie bei Problemen lediglich Hinweise geben, die den Schülerinnen und Schülern zur weiteren selbstständigen und ernsthaften Bearbeitung der Aufgabe verhelfen. Selbstverständlich liegt die Intensität der Hilfestellung jederzeit im Ermessen der Lehrerinnen und Lehrer, die individuell und situationsabhängig eine Entscheidung treffen. Wichtig ist es zudem in Bezug auf ruhigere Schülerinnen und Schüler, auch deren Lernfortschritt in den Fokus zu nehmen.

  1. Welche Rolle übernehmen die Schülerinnen und Schüler in den Lernzeiten?

Auch das Lernverhalten der Schülerinnen und Schüler in den Lernzeiten unterscheidet sich von dem im Fachunterricht. In der Regel werden die Schülerinnen und Schüler in den Lernzeiten dazu angehalten, die ihnen gestellten Aufgaben selbstständig in Einzelarbeit zu bearbeiten. Gleichzeitig ist es im Sinne der Entwicklung zu einem autonomen Lerner wichtig, sich bei Problemen zunächst selbst zu organisieren und die Lerngruppe als Lernressource zu nutzen. Dementsprechend sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, bei Problemen zuerst leise und gezielt Hilfe von Mitschülerinnen und Mitschülern einzuholen. Erst wenn die von der Lerngruppe bereitgestellten Lösungsansätze sich als nicht effektiv herausstellen, sollen die Schülerinnen und Schüler die Lehrkraft ansprechen.

Zudem wird von den Schülerinnen und Schülern erwartet, dass sie die vorgegebenen Basisaufgaben konzentriert und zügig bearbeiten, um nicht nur die in der Konzeption des Ganztages anvisierte eigene Entlastung sowie die ihrer Eltern zu erfahren, sondern auch die von der Lerngruppe und der Lehrkraft bereitgestellte Unterstützung nutzen zu können. Sollten die Schülerinnen und Schüler die Basisaufgaben im Unterricht nicht fertigstellen, ist es erforderlich, dass sie diese im Gegensatz zu nicht beendeten Sprinteraufgaben im Anschluss an den Schultag zuhause beenden. In diesem Zusammenhang übernehmen sie Verantwortung für die Führung ihres Logbuches, in dem sie die vorgegebenen Aufgaben notieren und am Ende der Lernzeit protokollieren, ob sie alle Aufgaben bearbeitet haben oder diese zuhause fertigstellen müssen. An dieser Stelle ist es wichtig, das Logbuch als Kommunikationsmittel zwischen Eltern, Schülern und Lehrkräften zu verstehen. Zwar wird von den Kindern die selbstständige Fertigstellung der Aufgaben eingefordert, doch bedarf diese nach dem Schultag womöglich der Unterstützung und Begleitung der Eltern. Diese können anhand der Einträge ihres Kindes im Logbuch einsehen, wie ihr Kind in den Lernzeiten gearbeitet hat und ob noch unbearbeitete Aufgaben ausstehen.


Wie werden die Lernzeitstunden phasiert?

Die Lernzeitstunden bestehen in der Regel aus folgenden Phasen:

  • Einstieg (5-10 Min.):

Die Lehrinnen und Lehrer leiten die Lernzeitstunden wie gewöhnlich durch ein Begrüßungsritual ein.

  • Hinführung (5-10 Min.):

Die Lernzeitaufgaben werden mitgeteilt und visualisiert. Die Lehrkraft macht die binnen-differenzierte Aufgabenstellung transparent, indem sie Basis- und Sprinteraufgaben voneinander unterscheidet. Die Schülerinnen und Schüler notieren die Aufgaben in ihr Logbuch.

  • Erarbeitung (25-30 Min.):

Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten neue Aufgaben oder sie arbeiten an bereits begonnenen Materialien weiter.

  • Sicherung (5-10 Min.):

Je nach Aufgabentyp und Bedarf werden die Ergebnisse im Plenum oder individuell anhand von Lösungsbögen gesichert.

  • Abschluss (ca. 2 Min.):

Die Schülerinnen und Schüler überprüfen ihren Lernfortschritt und haken fertiggestellte Aufgaben im Logbuch ab.

Welche grundsätzlichen Regeln liegen den Lernzeitstunden zugrunde?

Aus den genannten Aspekten ergeben sich folgende Regeln für die eine angenehme und produktive Lernatmosphäre in den Lernzeitstunden am AHG:

  • Regelmäßige Durchführung: Die Lernzeitstunden werden von den Fachlehrern jede Woche möglichst in einer festgelegten Stunde durchgeführt. Die Kinder werden über die Durchführung der Lernzeit informiert.
  • Feste Stundenstruktur: Die Lernzeitstunden erfolgen in der Regel dem oben aufgeführten Schema. Einstieg, Erarbeitung und Sicherung sind somit zentrale Bestandteile der Lernzeitstunden.
  • Stillarbeit: Im Klassenraum muss es so ruhig sein, dass jeder konzentriert und dadurch erfolgreich seine Aufgaben bearbeiten kann.
  • Einzelarbeit: Um Unruhe durch Gespräche, Sitzplatzwechsel und fehlende Materialien zu vermeiden und es den Schülern zu ermöglichen, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, arbeitet jeder für sich. Insofern ist es vorgesehen, dass die Schülerinnen und Schüler, sofern es mit den Fachlehrerinnen und Fachlehrern nicht explizit anders abgesprochen ist, nur benachbarte Schülerinnen und Schüler um Hilfe bitten. Bei Bedarf kann die bestehende Sitzordnung für die Lernzeitstunden verändert werden, um die Lerngruppe optimal als Lernressource zu nutzen.
  • Verbindlichkeit: Die Schüler erhalten ihre Aufgaben und bearbeiten diese zügig. Sollten vorgegebene Aufgaben in der Lernzeitstunde nicht beendet worden sein, sind diese zuhause unaufgefordert fertigzustellen.
  • Dokumentierung des Lernprozesses im Logbuch: Die Schülerinnen und Schüler protokollieren die bearbeiteten und nicht bearbeiteten Aufgaben im Logbuch.

Logbuch als Kommunikationsmittel: Die Eltern überprüfen im Logbuch, ob ihre Kinder Aufgaben aus der Lernzeit beenden müssen. Zudem dient das Logbuch als Kommunikations-mittel zwischen Eltern und Lehrkräften und wird regelmäßig von beiden Seiten eingesehen.