An der Marienkirche in der Ahauser Innenstadt wurden große Elemente in Form einer Klagemauer angebracht. Anders als bei der Westmauer in Jerusalem sind hier keine kleinen Briefe und Zettel hinterlassen worden, sondern hier ist in großen Buchstaben zu lesen, was in der Kirche zu beklagen ist.
Auch wir haben uns mit einem Religionskurs beteiligt und die Schüler:innen haben deutliche Ausdrücke für das gefunden, was mehr als reformbedürftig ist.
Aufgrund dessen, dass wir einen verantwortungsbewussten und diskussionsfreudigen Religionsunterricht als Lehrfach für Menschen, die unterwegs sind, verstehen, äußern wir uns.
Weil wir es unerträglich finden, für eine Kirche zu stehen, in der rollenmächtige Kleriker nicht in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen und statt dessen mit theologisch überfrachteten Frömmigkeitsfloskeln ihre Gewänder rein waschen.
Das, was dort gerade und immer wieder zu Tage tritt und getreten ist, das ist nicht unsere Auffassung von gelebtem Glauben. Das ist nicht unsere Auffassung von Glaubensgemeinschaft.
Nein, unsere Hoffnung sind Menschen, die ihren Weg gehen.
Unsere Werte sind die urbiblischen Werte von Liebe, Erbarmen, Angesehen werden und Vertrauen. Und zu unseren Werten gehört es, die Sehnsucht danach wach zu halten.
Unsere Hoffnung und unser Gefühl von christlicher Glaubensgemeinschaft sind in einer Art wieder auferstanden mit dem Mut und dem Engagement der Initiative #outinchurch. Das größte Comingout von Mitarbeitenden in der katholischen Kirche. Menschen, die sich nicht länger aufgrund von menschenunwürdig und missverstandener Lehre zur Sexualität, unangebrachtem Machtgebaren und falschem Loyalitätsverständnis verstecken wollen. Menschen, denen ihr Glaube wichtig ist und die in dieser Kirche beheimatet sind. Mit der erschütternd bewegenden Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ ( https://www.ardmediathek.de/video/wie-gott-uns-schuf/wie-gott-uns-schuf-oder-die-doku/das-erste/Y3JpZDovL3JiYi1vbmxpbmUuZGUvd2llLWdvdHQtdW5zLXNjaHVmLzIwMjItMDEtMjRUMjI6NTA6MDBfMWUzNjQ3OGQtNjkwZi00Y2M3LWEzMTgtM2Q0NmY0MGY2MDMwL3dpZV9nb3R0XzIwMjIwMTI0X3dpZV9nb3R0X3Vuc19zY2h1Zl9kaWVfZG9rdQ/) kommen diese Menschen zu Wort und lassen damit für uns biblische Wahrheit Wirklichkeit werden. Weil sie mutig sind, weil sie teils Jahre und Jahrzehnte versteckt und verletzt und beschämt gelebt haben. Und weil sie darin nicht stehen bleiben, sondern weitergehen und aufrecht gehen und damit aufrichtiges Glaubenszeugnis ablegen, weil ihnen genau dieser Glaube eben nicht egal ist.
Der Glaube und das beheimatete Gefühl, die uns durch sämtliches unsägliches Verhalten sog. Würdenträger im Hinblick auf den Umgang mit sexualisierter Gewalt, fast abhanden kommen könnten, dieser Glaube hat trotzdem und immer wieder und immer noch Bestand für uns. Wir möchten dafür einstehen, diese Botschaft und diese Werte weiterzugeben, sie in den Schulalltag zu tragen und im Religionsunterricht zu diskutieren. Weil diese Werte für unser menschliches Zusammenleben so unverzichtbar sind. Weil darin deutlich wird, wie Gottes bunte und vielfältige Schöpfung gemeint ist. Oder wie Pierre Stutz in der Dokumentation ausführt: „Ich bin ein priesterlicher Mensch, weil ich bis heute Frauen und Männer ermutige, Erde und Himmel zu verbinden!“
Wir können nicht einfach weitermachen und ignorieren auf welchem Abweg sich die Institution Kirche befindet, wie viele Menschen in Reihen anstehen, um amtlich zu machen, wie unerträglich es ist.
Aber wir möchten weitermachen, immer noch inspiert von der christlichen Botschaft eines liebevollen Gottes, von der Botschaft der Barmherzigkeit und Liebe. Weil wir es für wertvoll erachten, diese Werte weiterzugeben, weil unser christlicher Glaube Situationen im Leben nicht beantworten und lösen kann, aber weil es dieser Glaube und dieses Vertrauen sind, die mit aushalten lassen.
Für die Fachschaft Religion (kath. & ev.): Stephanie Müller, Andrea Eiling, Melanie Averbeck, Ruth Gerlach, Ingrid Terwolbeck-Hinkers, Stefanie Kauling, Michael Hilbk, Patrick Spell, Uta Klein, Ralf Schwietering