27 - 02 - 2019

Vielfalt kunterbunt und eindrucksvoll – Die internationale Klasse am AHG

Vielfalt kunterbunt und eindrucksvoll – Die internationale Klasse am AHG

Am Mittwochabend begrüßte der Elternpflegschaftsvorsitzende Andre Rewer zu einer besonderen Informationsrunde. Dr. Michaela Kuchenreuther, Lehrerin für Deutsch, Spanisch und auch Deutsch als Zielsprache, unterrichtet in der internationalen Klasse am Schulstandort AHG. 

Frau Kuchenreuther begann ihren Vortrag zur Arbeit mit den Kindern der internationalen Klasse mit dem neunten Leitsatz der Schule „Vielfalt als Chance“, der genau das umschreibt, was alle Beteiligten, die das Lernen der Schüler_innen der internationalen Klasse unterstützen, sehr lebendig zum Ausdruck gebracht haben: Begeisterung, Leidenschaft für Menschen, insbesondere die heranwachsenden, und eine große Freude. 

Zunächst erklärte Frau Kuchenreuther, dass diese Leidenschaft und Begeisterung im Umgang mit den Kindern von einem vielfältigen Team mitgetragen wird. Da sind die Lehrkräfte des AHGs, die in der Klasse unterrichten: Deutsch als Zielsprache, Englisch und Mathe. Außerdem gibt es zum einen Lernpaten, die selbst Schüler_in in der Oberstufe und damit altersmäßig den Lernenden sehr nah sind und es gibt erwachsene Lernpaten, die ehrenamtlich über die Agentur „handfest“ an die Schule kommen und Lehrkräfte und Kinder mit großem Elan unterstützen. Nicht immer anwesend, aber wichtig, wenn es beispielsweise um Hintergrundinformationen geht, sind die Caritas und die Integrationslotsen in Ahaus und selbstverständlich die Eltern der Kinder. 

Die besonderen Anforderungen im Miteinander der internationalen Klasse sind sicherlich die Heterogenität, also die vielgestaltige Zusammensetzung der Lerngruppe. Aktuell lernen in der Klasse 18 unterschiedliche Nationen. Zudem sind – anders als in den Regelklassen – die Altersstufen recht durchmischt (10 – 16 Jahre). Es unterscheiden sich die Kompetenzen in der Schriftbeherrschung, genauso wie die Vorerfahrungen hinsichtlich Arbeitstechniken und Lernfähigkeiten. Die Kinder und Jugendlichen sind unterschiedlich lange in Deutschland und sind aus ganz unterschiedlichen Gründen hierher gekommen. Einige von ihnen haben Fluchterfahrungen, andere sind umgezogen, weil ein Elternteil hierhin geheiratet hat.  Aber allen gemeinsam ist die Erfahrung, in jungen Jahren alles das, was ihnen vertraut war und was sie kannten, sämtliche Freunde und Verwandte hinter sich zu lassen und komplett in einem neuen Land neu anfangen zu müssen. 

Im Umgang mit diesen vielen unterschiedlichen Biografien hat sich für das Konzept der internationalen Klasse bewährt, dass der gemeinsame Unterricht beispielsweise in sehr kurzen Phasen stattfindet. Einen hohen Anteil nimmt das individuelle Arbeiten ein, in dem mit unterschiedlichen Materialien und nach den je eigenen Fähigkeiten gearbeitet wird. So zeigt sich häufig das Bild, dass der Flur vor der internationalen Klasse in ein „Großraumbüro“ umfunktioniert wird: an verschiedenen Tischen sitzen einzelne Schüler_innen und arbeiten. An diesen Stellen sind auch häufig die Lernpaten anzutreffen, die genau mit einem Kind zusammensitzen, helfen und viel mehr noch: zuhören. So beschreibt es auch Stefanie Vöcking, Lernpatin und Koordinatoren der Agentur „handfest“. Sie empfindet es als erleichternd eben keinen Lehrauftrag zu haben, sondern einfach da zu sein, zu sprechen, sich zu verständigen mit allen verfügbaren Mitteln und so Beziehungen aufzubauen. Das ist lebensnotwendig für die Kinder, wenn sie angewiesen sind auf unsere Unterstützung und um das zu bekommen, was ihnen in ihrem jungen Leben schon abhanden gekommen ist: Sicherheit. 

Das nicht alles glatt läuft, dass es spezielles Verhalten gibt bei den Heranwachsenden wurde an diesem Abend nicht ausgeblendet. Für alle Beteiligten gibt es Tage, an dem das, was schwierig ist, auch schwer wiegt und sicherlich mit nach Hause genommen wird. Und doch liegt die Herausforderung auch an diesen Tagen darin, den Schüler_innen zu vermitteln, dass es Regeln gibt und Werte, die an dieser Schule einvernehmlich und für alle Gültigkeit besitzen. Und dass ein Verhalten, welches Grenzen wiederholt überschreitet, Konsequenzen nach sich zieht. 

In allem, was Frau Kuchenreuther, Frau Spiridigliozzi, die beiden Lernpatinnen Frau Vöcking und Dania Habaal (Q2) und nicht zuletzt Schulleiter Michael Hilbk erzählten, wurde deutlich, dass es auf die Haltung ankommt. Dass es darauf ankommt, eine Freude daran zu haben, Menschen menschenfreundlich zu begegnen und sie auf einem Stück ihres Lebensweges zu begleiten. 

Zu dem anschaulichen Einführungsvortrag von Frau Kuchenreuther gab es die Gelegenheit für alle teilnehmenden Eltern, sich die Ergebnisse der Arbeit aus dem Kunstunterricht anzusehen. Herr Hilbk hatte die Bilder und Zitate der Kinder für diesen Abend aufstellen lassen, um den Eltern einen lebendigen Einblick in das Leben und Empfinden der Schüler_innen geben zu können. Das, aber vielmehr noch die Erzählungen der Erfahrungen und Begegnungen mit den Schüler_innen, sprechen davon, wie wertvoll das Kennenlernen ist. Wie berührend es sein kann zu erleben, dass beim Frühstück vor den Weihnachtsferien, vor einem für viele bisher unbekannten Fest, dass das neu Erfahrene umgesetzt wird mit den Worten „Weihnachten ist Frieden“. 

Dieser Frieden im Sinne einer wertschätzenden Offenheit wirkte weiter. An diesem Abend und in dieser Runde. Da saßen nicht einfach Zuhörende, sondern Teilnehmende, die in ihren Fragen und Anmerkungen zum Ausdruck brachten, dass diese gelebte Form der Vielfalt und auch des Austausches über diese Vielfalt geschätzt, bewundert und mehr als erwünscht ist.