27 - 04 - 2022

„In Church – wir sind Teil IN dieser Kirche“

Mit den Worten „In Church – wir sind Teil IN dieser Kirche“ veranschaulichte Rainer Teuber aus Essen seine Situation in der kath.Kirche. Rainer Teuber gehört zu der Initiative #outinchurch, einem Zusammenschluss queerer Menschen, die sich seit dem 24. Januar 2022 öffentlich geoutet haben. Das besondere dieses Outings besteht darin, dass diese etwa 180 Menschen bei der Katholischen Kirche arbeiten, bzw. in Einrichtungen, die arbeitsrechtlich der Kirche unterstehen. Das bringt mit sich, dass diesen Menschen vertraglich untersagt wird, ihre persönliche, sexuelle Identität oder Partnerschaftsform zu leben. Und das bringt mit sich, dass zahlreiche, wesentlich mehr als diese 180 Menschen, seit Jahrzehnten verstecken müssen, was zu ihnen gehört, was sie sind und was sie lieben. Menschen, die in Schulen arbeiten, die als Seelsorgende in Krankenhäusern, Gemeinden und Hospizen anderen Menschen beistehen, Menschen, die ihre Talente und Fähigkeiten haben, um ein gesellschaftliches, tragfähiges und kulturelles Miteinander aufrecht zu erhalten. 

Rainer Teuber arbeitet als Leiter der Museumspädagogik im Domschatz des Bistums Essen. Seit über 25 Jahren ist die Katholische Kirche schon sein Arbeitgeber, aufgewachsen ist er in einer christlich geprägten Familie und der Glaube, das Vertrauen in einen Gott der Nächstenliebe und Barmherzigkeit gehören für ihn und seinen Mann selbstverständlich zum Leben dazu. Die Grundlage eines solchen Glaubens sieht er in der eindeutigen Zusage Gottes an jeden Menschen, unverbrüchliche Würde zu besitzen. Die Zusage, mit Menschenwürde ausgestattet zu sein, also das „Ja“ Gottes zum Leben, unabhängig davon in welch bunten Facetten es sich zeigen mag. 

Sein Outing innerhalb der Kirche ist drei Jahre her und hat sich fast zufällig auf einer kirchlichen Veranstaltung ergeben, bei der es um die unsäglichen sexualisierten Verbrechen so vieler Kirchenmänner ging. Als dabei immer wieder Pädophilie und Homosexualität in einen Zusammenhang gesetzt wurde, konnte Teuber nicht anders als mutig, klar und sehr persönlich diesen Zusammenhang zu entzerren und den darin bestehenden absoluten Widerspruch aufzulösen. Das tat er nicht nur mit Worten kund, sondern vor allem mit dem Bekenntnis zu seiner jahrelangen Partnerschaft auf Augenhöhe und der Liebe zu seinem Partner. Als am darauf folgenden Tag der Generalvikar, also der zweithöchste Mitarbeiter des Bistums, anrief, befürchtete Teuber den Verlust seiner Arbeitsstelle. Diese Befürchtung erfüllte sich nicht, es gab ein gutes Gespräch und Teuber bekam die Gelegenheit in Zusammenarbeit mit dem Bistum Essen ein progressives Bild zu erarbeiten im Hinblick auf die sexuelle Identität kirchlicher Mitarbeiter. Und er hatte – ob zufällig oder nicht – die Gelegenheit, in der Öffentlichkeit sichtbar zu werden. 

Dieses Sichtbarsein merkt man ihm an. Die Atmosphäre im Gespräch war geprägt von Offenheit für sämtliche Fragen der Schüler:innen und weil Rainer Teuber sich nicht länger verstecken muss, war der Raum da und offen, in dem alle anderen genauso sichtbar sein dürfen, wie sie sind und wie unterschiedlich sie sind. Das sollte doch die Sprache der Kirche sein! Oder wie Rainer Teuber es formulierte: Für eine Kirche der Nächstenliebe und Menschenwürde ist das herrschende System einer von Macht geprägten Amtskirche mehr als unwürdig. 

Dankbar für das Teilen seiner Erfahrungen im Glauben, in der Kirche und in der Initiative #outinchurch zeigten sich die Schüler:innen der Religionskurse der Ef und Q1 und ihre Lehrkräfte Stephanie Müller und Andrea Eiling!

Rainer Teuber
„Dankeschön“ sagten stellvertretend die EF-Religionskurslehrerinnen Stephanie Müller und Andrea Eiling