28 - 05 - 2019

„Hilfe, wir sind nicht normal!“

Mit diesem Satz aus einem der schillernden Lieder des Musiktheaterstückes „Schöne neue Welt“ (Brave new world) sangen die Darstellenden sich ihre unendliche Sehnsucht nach Individualität in einer alles und jeden gleich machenden Welt von der Seele. Und das hinterließ Spuren und nachhaltiges Beeindrucktsein bei den teilnehmenden Schüler_innen des Theaterprojektes im Rahmen der „Diversity-AG“. 

Am Montag stand für die zu den Jahrgängen 7-9 gehörenden Schüler_innen und die begleitenden Lehrkräfte Christian Hentschel, Stephanie Müller und Psychologin Heike Bernat (Ganztag am AHG) der Besuch der Aufführung im Kleinen Haus der Städtischen Bühnen in Münster auf dem Programm. Obwohl die Vorstellung knapp zwei Stunden ging, waren die Zuschauenden gebannt und hoch konzentriert gefangen von dem, was die Künster_innen des Jungen Theaters mit eigenem Orchester, mit Tanz und Gesang  auf die Bühne gebracht haben. Jegliche Bewegung der jungen Talente war geprägt von Präsenz, Körperspannung und Enthusiasmus für die Musik-Theater-Kunst. Trotz des Themas von der Macht über eine kontrollierte Menschheit, die durch medizinische Zugaben auf einem künstlichen Level von Glück eingefangen und  gehalten wurde, trotz der Kostüme, die dieses Gleichmachen zum Ausdruck gebracht haben, war bei allen Darstellenden die individuelle Interpretation des Ausdrucks nicht zu übersehen. Durch menschliche Vielfalt, die sich auch in  Verkleidung nicht leugnen ließ.

Brave new world, der Roman von Aldous Huxley, der schon 1931 erschienen ist, findet sich als altbekannter Stoff in farbenprächtigem neuem Gewand in dieser tatsächlich grandiosen Produktion des Theaterjugendorchsters wieder. Huxley beschrieb in seinem Roman eine Gesellschaft im Jahre 2540 n.Chr. Darin kommen die immerwährend aktuellen Themen wie  z.B. Individualismus, Futurismus und Entscheidungsfreiheit vor. Der Worldcontroller Bond fasst das „Lebensgefühl“ wie folgt zusammen: „Jeder Mensch ist heute glücklich! Nicht leidenschaftlich, nicht schöpferisch, nicht frei – aber ihm fehlt nichts!“. Worauf John, dem diese schöne neue Welt abhanden gekommen ist, das ins Wort bringt, was genau unsere Schüler_innen so maßgeblich beeindruckt hat: „Ihm fehlt alles, was ihn überhaupt zu einem Menschen macht!“ Denn die großen Fragen, nach dem, was zählt und trägt im Leben – nach dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe, dürfen in dieser Zukunftsvision überhaupt nicht mehr gestellt werden. Da bleibt vor allem das offen, was des Menschen Herz berührt, nämlich sich eigenständig auf die Suche zu machen nach den Antworten auf diese Fragen. Manchmal zusammen mit anderen und manchmal alleine. Und manchmal mit dem einen, der Seelenfreund ist. Denn auch diese Liebesgeschichte zwischen John und Lenina überzeugte am Ende genau damit, dass Lenina ihre künstlich-virtuelle Welt verlässt und sich auf die Wirklichkeit der Liebe mit John einlässt.