Exkursionen

Das Bibliotheksteam, das mit viel Engagement die Schülerbibliothek am Alexander-Hegius-Gymnasium verwaltet, hat naturgemäß mit Büchern zu tun. So lag es nahe, einmal nachzufragen: warum gibt es überhaupt gedruckte Bücher? Wo liegen die Anfänge des Buchdrucks? Wann löste das gedruckte Buch die mittelalterliche Handschrift ab? 

Um diese Fragen zu beantworten besuchten wir am 09. September 2021 einen außerschulischen Lernort: das Bibelmuseum der Universität Münster. Das Bibelmuseum ist Teil des (weltweit führenden) Instituts für Neutestamentliche Textforschung der Universität. Im Vordergrund des Instituts steht die wissenschaftliche Arbeit an der textkritischen Ausgabe des Neuen Testaments. Im angegliederten Bibelmuseum werden mehrere museumspädagogische Workshops angeboten, von denen „Drucken wie Gutenberg“ uns besonders interessierte.

Nach einer historischen Einführung eines Mitarbeiters zur Bedeutung der Erfindung Gutenbergs durften wir an der nachgebauten Gutenbergschen Druckpresse selber drucken.

Von einem Bleisatz mit beweglichen Lettern, der der Gutenbergbibel von 1452/54 nachgebaut worden war, druckten wir den Anfang des Johannesevangeliums: „IN PRINCIPIO ERAT VERBUM ET VERBUM ERAT APUD DEUM ET DEUS ERAT VERBUM.“ Und damit ahmten wir – jedenfalls auf einer Druckseite – Gutenberg nach, der mit seiner Bibelausgabe im Jahre 1452 das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch der westlichen Welt herstellte. Wir erkannten schnell, dass es gar nicht so einfach ist, gute Druckergebnisse zu erzeugen. Ganz stark beeinflusste die Menge der aufgetragenen Druckertinte unser Druckergebnis. Ein Drucker zur Zeit Gutenbergs brauchte also jede Menge Erfahrung, um ein gutes und leserliches Druckbild zu erschaffen.

Am Ende des Workshops kolorierten wir unsere Blätter indem wir prächtige und bunte Initialien auf unserer Druckseite einfügten, ganz so, wie man es früher in einer Druckwerkstatt machte.

In einer schön gestalteten Mappe – auf der Außenseite war ein Holzschnitt einer Druckwerkstatt abgebildet – durften wir unsere eigenen Druckerzeugnisse mitnehmen.

Im Anschluss an unserem Workshop erklärte uns ein Mitarbeiter des Museums anhand verschiedener Ausstellungsstücke der Sonderausstellung „Wasser in der Bibel“ die Genese biblischer Geschichten rund ums Wasser.

Ausstellungsplakat der Sonderausstellung

© Institut für Neutestamentliche Textforschung / Bibelmuseum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Wir staunten nicht schlecht, als wir eine originale sumerische Tontafel aus dem 2. Jahrtausend vor Christus sahen (gefunden im heutigen Irak), die in Keilschrift einen Schöpfungsbericht präsentierte.

(Max: „Hey, die Tontafel ist ja 4000 Jahre alt!“) 

Wir hörten, dass Geschichten, die im Zweistromland schon lange bekannt waren, ihren Weg auch in das Alte Testament fanden. Ein Beispiel war die Geschichte der Sintflut mit Noah als Helden. (Genesis 7, 10-24 u. Genesis 8, 1-14). Diese Geschichte lesen wir in ähnlicher Form schon im Gilgamesch-Epos (2. Jahrtausend vor Christus).

Lange betrachteten wir auch eine große Kultvase aus Uruk aus dem 4. Jahrtausend vor Christus. Uruk ist eine der wichtigen Städte der Sumerer, die im Alten Testament Erech genannt wird. Hier herrschte Gilgamesch als König am Anfang des 3. Jahrtausends vor Christus. Man erklärte uns die Fundgeschichte und stellte die Abbildungen der Vase (u. a. Wasser in Form von Wellen) in einen historischen Kontext.

Dann sahen wir Bilder zur Taufe (u. a. eine russische Ikone mit dem Thema der Taufe und ein Bild Alfred Kubins aus dem Bilderzyklus „20 Bilder zur Bibel“ von 1924), zur Geschichte von Jona und dem Wal und weiterer Erzählungen rund um das Thema „Wasser in der Bibel“.

Nach mehr als zwei Stunden Workshop und Bibelmuseum genossen wir die Sonne auf dem Domplatz, wo wir unsere Mittagspause machten. 

Danach ging es in den Paulus-Dom.

Dort sahen wir uns die astronomische Uhr genauer an und erlebten mit wie die Figur des Chronos (der altgriechische Gott der Zeit) in Gestalt eines bärtigen Mannes mit Flügeln um 13:15 Uhr seine Sanduhr umdrehte und die Personifizierung des Todes (der „Sensenmann“) mit einem Hammer gegen die Glocke schlug. Die Zeit „rennt davon“ wird in diesem Bild deutlich, denn die Sanduhr wird zu jeder Viertelstunde umgedreht und der Hammer schlägt dann auf die Glocke.

Der Rundgang im Dom führte uns am Grab von Kardinal von Galen vorbei, der sich in drei seiner Predigten von 1941 scharf gegen die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ der Nazis wandte und so Mut in einer geschichtlich dunklen Zeit bewies. („Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Apg 5,29)

Vom Dom liefen wir zum historischen Rathaus, erfuhren dort Geschichtliches zum Dreissigjährigen Krieg, gingen unter den Arkaden des Prinzipalmarktes zur Lambertikirche und sahen die berühmten Wiedertäufer-Käfige am Turm der Kirche.

Als wir mit dem Linienbus am Nachmittag wieder zurück nach Ahaus kamen war allen klar: so eine Exkursion ist spannend und lehrreich zugleich.